Spruch von Jean Paul Richter (deutscher Schriftsteller 1763 - 1825).
Ganz sicher habe ich nach 49 Jahren Berufsleben in der Stadt keine Spuren hinterlassen.
Am Freitagmorgen, einen Tag nachdem es endlich mal wieder geregnet hat, musste ich in der Stadt einiges erledigen und habe mir die kühleren Morgenstunden dafür ausgesucht.
In der Schäferstraße fand ich einen guten Parkplatz im Schatten unter Platanen. Von hier aus stieg ich die Felsentreppe hoch, um zur Bahnhofstraße zu gelangen.
Am unteren Teil der Treppenanlage haben sich Künstler aus aller Welt austoben dürfen und es entstand ein Kunstwerk, das aus vielen einzelnen Mosaiken zusammengesetzt wurde.
Weil dabei viele Vogelmotive sind, wird diese Treppe jetzt als 'Vogeltreppe' bezeichnet.
Falls Ihr mal in Pirmasens unterwegs seid, sucht euch unbedingt einen anderen Weg in die Fußgängerzone. Sonst müsst ihr -zig Treppenstufen hochlaufen.
Pirmasens wird auch die 'Sieben-Hügel-Stadt' genannt. Es gibt hier ca. 25 Treppenanlagen.
Geschafft, ich bin in der Bahnhofstraße angekommen. Hier habe ich in einer Verwaltung meine 49 Berufsjahre verbracht.
In nur wenigen Minuten erreicht man die Fußgängerzone, in der ich viele Jahre lang die Mittagpausen verbracht habe.
Es schaut hier allerdings ganz anders aus als früher. Die Metzgereien und Bäckereien, die Filialen mit Markenkleidung, die beiden Parfümerien, alle Fotoläden und die vielen kleinen Geschäfte, in denen ich gerne eingekauft habe, sind verschwunden. Dafür gibt es jede Menge Döner- und Handyläden, sowie Billigshops mit Waren aus Asien und diverse Krimskrams-Läden. So richtig was anfangen kann ich damit nicht.
Gleich drei Eiscafés dicht beieinander haben ihre Tische und Stühle im Freien stehen. Aber so früh am Morgen (es war kurz nach 9 Uhr) wollte niemand ein Eis essen.
Zum Glück gibt es noch die Buchhandlung und ich treffe dort an der Kasse eine Frau, mit der ich geschäftlich zu tun hatte. Sie ist ein ganz lieber Mensch und erkannte mich sofort. Wir haben einige Minuten geplaudert. Immerhin erinnert sich in dieser Stadt noch jemand an mich.
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Mediterraner Flair in der Stadt. Der Kübel gehört zur Aktion 'Essbare Stadt' und ich sehe Salbei und Erdbeeren unter der Palme wachsen. |
Ein riesiges Gebäude am Schlossplatz war früher das Kaufhaus 'Merkur', in dem ich als Kind oft mit den Eltern zum Einkaufen war. Nachdem es mehrmals von anderen Kaufhausketten übernommen wurde hat man es letztendlich geschlossen. Schade, ich bin immer gerne durch die vier Etagen geschlendert, um nach Schnäppchen Ausschau zu halten.
Es gab dort alles mögliche zu kaufen, beispielsweise Lebensmittel, Parfümartikel, Haushaltsgegenstände, Elektrogeräte, Spielwaren, Bekleidung usw. Sehr beliebt war das Restaurant ganz oben, in dem man in der Mittagspause schnell mal was essen konnte.
Nun findet man einzelne Ladengeschäfte dort und die Filiale eines schwedischen Textilhandelsunternehmens. Der runde Anbau kam später hinzu. Dort drinnen ist jetzt ein Brauhaus.
Die Wasser-Kaskaden am Schlossbrunnen plätschern. Passanten bleiben gerne mal stehen, um nach oben zu schauen.
Der Stierkopf wurde der Stadt gespendet und er ist inzwischen zu einem Wahrzeichen geworden.
Es hat sich im Laufe der Zeit so viel verändert, dass ich mich jetzt hier in der Stadt fremd fühle. Schon nach einer Stunde habe ich alles erledigt und möchte wieder nach Hause fahren.
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Noch ein Stier, diesmal in der Schäferstraße. |
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Blick durch ein Beet auf das Polizeigebäude. Was hier wächst, darf jeder Bürger ernten. Wenn es denn erntereif ist, denn noch sind die Pflanzen jung und müssen erst Obst und Gemüse produzieren. |
Wie so oft staune ich über das mächtige Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik Kopp. Es steht schon jahrzehntelang leer. Niemand braucht so viel Platz.
Am Felsen hat die Stadt einen Kletterparcours anlegen lassen. Aber ich erinnere mich nicht, hier jemals jemanden gesehen zu haben, der kletterte.
Es wird Zeit für die Heimfahrt. Ich hatte noch 15 Minuten Parkzeit übrig. Insgesamt habe ich ein Ticket für 90 Minuten gezogen; es hat 90 Cent gekostet.
Gerne bin ich zurück in unser Dorf gefahren. Ich hoffe, als Rentnerin mehr Spuren hinterlassen zu können, als im Berufsleben.
Liebe Grüße von der Pfälzerin