Donnerstag, 29. Juni 2023

Gehe nicht wohin der Weg führen mag, sondern dorthin wo kein Weg ist und hinterlasse eine Spur.

Spruch von Jean Paul Richter (deutscher Schriftsteller 1763 - 1825).




Ganz sicher habe ich nach 49 Jahren Berufsleben in der Stadt keine Spuren hinterlassen. 

Am Freitagmorgen, einen Tag nachdem es endlich mal wieder geregnet hat, musste ich in der Stadt einiges erledigen und habe mir die kühleren Morgenstunden dafür ausgesucht.



In der Schäferstraße fand ich einen guten Parkplatz im Schatten unter Platanen. Von hier aus stieg ich die Felsentreppe hoch, um zur Bahnhofstraße zu gelangen.



Am unteren Teil der Treppenanlage haben sich Künstler aus aller Welt austoben dürfen und es entstand ein Kunstwerk, das aus vielen einzelnen Mosaiken zusammengesetzt wurde. 

Weil dabei viele Vogelmotive sind, wird diese Treppe jetzt als 'Vogeltreppe' bezeichnet.







Falls Ihr mal in Pirmasens unterwegs seid, sucht euch unbedingt einen anderen Weg in die Fußgängerzone. Sonst müsst ihr -zig Treppenstufen hochlaufen.

Pirmasens wird auch die 'Sieben-Hügel-Stadt' genannt. Es gibt hier ca. 25 Treppenanlagen.

Geschafft, ich bin in der Bahnhofstraße angekommen. Hier habe ich in einer Verwaltung meine 49 Berufsjahre verbracht. 



In nur wenigen Minuten erreicht man die Fußgängerzone, in der ich viele Jahre lang die Mittagpausen verbracht habe.









Es schaut hier allerdings ganz anders aus als früher. Die Metzgereien und Bäckereien, die Filialen mit Markenkleidung, die beiden Parfümerien, alle Fotoläden und die vielen kleinen Geschäfte, in denen ich gerne eingekauft habe, sind verschwunden. Dafür gibt es jede Menge Döner- und Handyläden, sowie Billigshops mit Waren aus Asien und diverse Krimskrams-Läden. So richtig was anfangen kann ich damit nicht. 

Gleich drei Eiscafés dicht beieinander haben ihre Tische und Stühle im Freien stehen. Aber so früh am Morgen (es war kurz nach 9 Uhr) wollte niemand ein Eis essen.

Zum Glück gibt es noch die Buchhandlung und ich treffe dort an der Kasse eine Frau, mit der ich geschäftlich zu tun hatte. Sie ist ein ganz lieber Mensch und erkannte mich sofort. Wir haben einige Minuten geplaudert. Immerhin erinnert sich in dieser Stadt noch jemand an mich. 


Mediterraner Flair in der Stadt. Der Kübel gehört zur Aktion 'Essbare
Stadt' und ich sehe Salbei und Erdbeeren unter der Palme wachsen.


Ein riesiges Gebäude am Schlossplatz war früher das Kaufhaus 'Merkur', in dem ich als Kind oft mit den Eltern zum Einkaufen war. Nachdem es mehrmals von anderen Kaufhausketten übernommen wurde hat man es letztendlich geschlossen. Schade, ich bin immer gerne durch die vier Etagen geschlendert, um nach Schnäppchen Ausschau zu halten.

Es gab dort alles mögliche zu kaufen, beispielsweise Lebensmittel, Parfümartikel, Haushaltsgegenstände, Elektrogeräte, Spielwaren, Bekleidung usw. Sehr beliebt war das Restaurant ganz oben, in dem man in der Mittagspause schnell mal was essen konnte. 

Nun findet man einzelne Ladengeschäfte dort und die Filiale eines schwedischen Textilhandelsunternehmens. Der runde Anbau kam später hinzu. Dort drinnen ist jetzt ein Brauhaus.




Die Wasser-Kaskaden am Schlossbrunnen plätschern. Passanten bleiben gerne mal stehen, um nach oben zu schauen. 




Der Stierkopf wurde der Stadt gespendet und er ist inzwischen zu einem Wahrzeichen geworden.





Es hat sich im Laufe der Zeit so viel verändert, dass ich mich jetzt hier in der Stadt fremd fühle. Schon nach einer Stunde habe ich alles erledigt und möchte wieder nach Hause fahren. 


Noch ein Stier, diesmal in der Schäferstraße.




Blick durch ein Beet auf das Polizeigebäude.
Was hier wächst, darf jeder Bürger ernten. Wenn es denn erntereif ist, denn
noch sind die Pflanzen jung und müssen erst Obst und Gemüse produzieren.


Wie so oft staune ich über das mächtige Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik Kopp. Es steht schon jahrzehntelang leer. Niemand braucht so viel Platz.




Am Felsen hat die Stadt einen Kletterparcours anlegen lassen. Aber ich erinnere mich nicht, hier jemals jemanden gesehen zu haben, der kletterte.

Es wird Zeit für die Heimfahrt. Ich hatte noch 15 Minuten Parkzeit übrig. Insgesamt habe ich ein Ticket für 90 Minuten gezogen; es hat 90 Cent gekostet.

Gerne bin ich zurück in unser Dorf gefahren. Ich hoffe, als Rentnerin mehr Spuren hinterlassen zu können, als im Berufsleben.

Liebe Grüße von der Pfälzerin

Donnerstag, 22. Juni 2023

Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.

Dieses Zitat der amerikanischen Schriftstellerin Pearl S. Buck (1892 - 1973) habe ich mir als Thema des heutigen Posts ausgesucht.




Kurz bevor ich in Rente ging, fragte mich ein Kollege, womit ich mich beschäftigen werde, wenn ich nicht mehr im Büro arbeite. Er war der Meinung, dass man immer eine Aufgabe braucht und Nichtstun vermeiden solle.

Nein, Langeweile habe ich nicht und ich vermisse auch nicht die Zeit im Büro.

Es ist schön, morgens aufzuwachen und keinen Zeitdruck zu haben. Ich bin eine Frühaufsteherin und genieße in Ruhe meine beiden Tassen Kaffee und plane den Tag.

Die Arbeiten daheim erledige ich gerne und schaffe mir zwischendurch kleine Glücksmomente.




Glücksmomente schaffen, wie geht das?

Ganz einfach, ich gönne mir ab und zu Dinge, die mir Freude bereiten. Beispielsweise baue ich mit Klemmbausteinen die Burg Hogwarts, bekannt als Zauberschule aus den Harry-Potter-Geschichten, auf.

Es gibt ständig neue Ergänzungs-Sets, so dass ich damit nicht so schnell fertig werde.


Stück für Stück entsteht aus Bausteinen die Zauberschule Hogwarts.


Schon als Kind habe ich es geliebt, mit den beliebten Bausteinen aus Kunststoff kleine Gebäude zu errichten. Leider fand ich später keine Zeit mehr dafür. Heutzutage gibt es tolle Bausätze mit guten Anleitungen. Ich habe damit ein Stück meiner Kindheit wieder gefunden.


🏰



Eine kleine Freude für mich sind auch neu eingetroffene Bücher. Kürzlich habe die Autorin Julia Kröhn entdeckt. Ich mag ihren Schreibstil und mir gefällt, dass die Handlungen ihrer Geschichten einen realen Hintergrund haben.

In ein Buch kann ich mich stundenlang vertiefen und dabei die Zeit vergessen.





📖


Bis jetzt habe ich etliche Schals gehäkelt und die meisten davon verschenkt. Jedes Mal, wenn wieder ein Schal fertig war, hatte ich einen Glücksmoment. Die meisten Schals habe ich dem Second-Hand-Laden eines Sozialdienstes spendiert und dort hat man sie gerne angenommen.

Nun beginne ich mit dem Häkeln von Taschen. 

Der Anfang ist gemacht und die erste Tasche wurde begonnen. Es sollen weitere folgen. 





Baumwollgarn zum Häkeln von Taschen in schönen Farben.



Der Anfang für die Tasche war ein wenig fummelig, aber bald hatte ich den Bogen raus und nun geht es flott Runde für Runde weiter. Pro Tasche werden ca. 150 g Baumwollgarn und eine Häkelnadel Nr. 4,5 oder 5 benötigt. 


Die erste Häkeltasche ist fast fertig.


Ich habe mir gleich einen kleinen Vorrat an Häkelgarnen angeschafft und Häkelbücher mit neuen Ideen.





🐞

Ich glaube, ich habe es geschafft, mir meinen Alltag annehmlich zu gestalten und mir gefällt mein Rentnerdasein richtig gut.

In Zukunft wird es noch interessanter werden, denn Herr Pfälzer hat einen gebrauchten Wohnwagen gekauft, den wir nach unserem Geschmack herrichten wollen. Dann werden wir öfter mal damit unterwegs sein und uns Orte anschauen, für deren Erkundung wir in der Vergangenheit keine Zeit hatten.


Liebe Grüße von der Pfälzerin

Donnerstag, 15. Juni 2023

Lagom, Lebensphilosophie auf Schwedisch

Das Wort 'lagom' lässt sich am besten als 'mäßig, passend oder angemessen' übersetzen. Diese Lebensphilosophie ist in Schweden tief in der Bevölkerung verankert und steht im Einklang mit der Natur.




Ich habe Lagom erst kürzlich für mich entdeckt und versuche noch die richtige Balance zu finden; nämlich den Mittelweg zwischen einem bewussten, nachhaltigem Leben, einer positiven Lebenseinstellung und einer gewissen Zufriedenheit ohne Streben nach immer mehr Reichtum. 

Mit zu diesem 'Schwedischsein' gehört auch ein gewisser Minimalismus beim Wohnen. Schon immer lehnte ich überfüllte Räume mit Nippes ab. Ich mag es hell, luftig, aufgeräumt und sauber. 

"Gönn Dir all das, was Du zu einem guten Leben brauchst und befreie Dich von unnötigem Ballast. Tauche Dein Zimmer in warmes, freundliches Licht. Zeige die Verbundenheit zur Natur und lerne, das richtige Mittelmaß zu finden!"

(Text aus einer Anleitung, wie man die schwedische Lebensart erlernen kann).





Einen ersten Eindruck vom Wohnen wie in Schweden bekam ich, als Nachbarn sich vor fast 40 Jahren mit Möbeln aus einem neu eröffneten schwedischen Möbelhaus eingerichtet hatten. Ich war hin und weg von den zweckmäßigen Möbeln aus hellem Holz, ohne Schnitzereien und Firlefanz. Mir gefielen die einfachen Bücherregale, die hellen Teppiche und die Tischleuchten, die für ein angenehmes, gedämmtes Licht im Raum sorgten. 

Leider war es mir damals finanziell nicht möglich, mich mit solch schönen Möbeln neu einzurichten. Schwedisch wohnen blieb viele Jahre lang ein Traum für mich.




'Work-Life-Balance' gehört ebenfalls zur schwedischen Lebensart. Es gilt die richtige Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Konzentriertes Arbeiten und Pausen wechseln sich dabei ab und eine gemeinsame Kaffeepause gehört mit zum Alltag. In Schweden ist es nicht üblich Überstunden zu machen. 

Im Urlaub lassen die Schweden ihren Alltag hinter sich und verbringen die Ferien abseits vom Trubel der Städte in der Natur. Dabei genießen sie die Ruhe und Ausgeglichenheit in malerischen Wäldern oder an einsamen Seen. Sie sammeln Beeren, sitzen abends am Lagerfeuer und verhalten sich tolerant zueinander.



Den Anfang habe ich gemacht und mir mein Leben als Rentnerin 'lagom' eingerichtet. Was ich nicht brauche, teile ich mit denjenigen, die weniger haben als ich. Nach harter körperlicher Arbeit (beispielswiese im Garten oder bei Wanderungen) achte ich darauf, ausreichend Pausen zu machen. 

Die Wohnung wurde aufgeräumt; alles was ich nicht benutze, habe ich aussortiert und verschenkt. Das gilt für Bücher ebenso wie für Kleidung und Einrichtungsgegenstände. 

Ich koche 'lagom'. Das heißt: mit gesunden, aromatischen Zutaten, möglichst naturbelassen, bereite ich einfache, aber schmackhafte Gerichte zu.




Meine Freizeit verbringe ich am liebsten im eigenen Garten oder bei Wanderungen in der Natur. Das ständige Streben nach Dingen, die ich nicht wirklich benötige, habe ich eingestellt und fühle mich sehr zufrieden dabei.

Ob ich dieses Lebensgefühl jemals perfekt erlernen kann? 

Liebe Grüße von der Pfälzerin

Donnerstag, 8. Juni 2023

Spinat-Crespelle, kochen auf Italienisch

Heute zeige ich Euch ein Gericht, das an die italienische Küche angelehnt ist:


Für die Pfannkuchen werden Dinkelmehl, Eier, Milch und frischer
Spinat benötigt.


 Fluffige Spinatpfannkuchen zu Pfannengemüse mit Parmesan:


Zutaten für die Pfannkuchen (Crespelle) für 2 Personen:
  • 60 g junger Spinat
  • 125 g Vollkorndinkelmehl
  • 200 ml Milch
  • 2 Eier
  • etwas Salz und Pfeffer.

Die Zutaten werden in ein hohes Gefäß gegeben und püriert. Der Teig soll mindestens eine halbe Stunde lang ruhen. Ich lasse ihm 1 Stunde Zeit dafür.

🍃

Für das Pfannengemüse habe ich Zwiebeln, Knoblauch, Fenchel, grüne Paprika, Zucchini und Kirschtomaten in Olivenöl angeröstet und mit wenig Flüssigkeit weich dünsten lassen. Zuletzt wird der restliche Spinat hinzugefügt und gart noch einige Minuten mit.

(In der Tüte waren 250 g Spinat und da für die Pfannkuchen nur 60 g benötigt wurden, wollte ich den Rest ebenfalls aufbrauchen. Alternativ hätte ich davon auch einen Rohkost-Salat zubereiten können.)




Nachdem das Gemüse gar ist (wir lieben es bissfest), werden Parmesan-Späne darüber gestreut.

🍲

Kurz vor dem Essen habe ich aus dem Teig nacheinander in Olivenöl zwei Pfannkuchen gebacken und sie zusammen mit dem Pfannengemüse auf einem Teller angerichtet.






Alternativ hätte ich auch dünne Pfannkuchen backen und sie mit dem Pfannengemüse füllen und dann rollen können.

Crespelle sind die italienische Form der in Frankreich beliebten Crepes und der deutschen Pfannkuchen. 

Liebe Grüße aus der Küche der Pfälzerin

Donnerstag, 1. Juni 2023

Willkommen im Juni

 



Beim Wetter gibt es derzeit nichts zu meckern. Seit 10 Tagen scheint ununterbrochen die Sonne und es ist sommerlich warm geworden.

Seit 8 Monaten bin ich nun schon im Ruhestand und genieße jeden Tag daheim. Es gibt für mich im Haus einiges aufzuholen, das in den letzten Jahres meines Berufslebens liegen geblieben ist. Der Stress mit der Einführung der digitalen Zeit im Büro ist vergessen und ich genieße es, in meinem eigenen Rhythmus daheim arbeiten zu können. Damit meine ich Aussortieren, Aufräumen und Putzen.

Momentan ist mein Vorratsraum im Keller an der Reihe. Früher habe ich dort jedes Jahr mindestens einmal aufgeräumt und geputzt, aber in den letzten 5 Jahren habe ich es nicht geschafft, die Zeit dafür aufzubringen.

Da ich es gerne mache, ist Putzen für mich keine unangenehme Beschäftigung, sondern ein mentales Training. Wenn alles ordentlich aufgeräumt und sauber ist, empfinde ich ein regelrechtes Glücksgefühl. 

Ich weiß jetzt wieder, welche Dinge ich besitze und Unnötiges wurde aussortiert, verschenkt oder in die Mülltonne geworfen. Im Laufe der Zeit sammeln sich viele Dinge an, die man eigentlich gar nicht braucht.

Zwischendurch setze ich mich draußen in den Garten und genieße das schöne Wetter. Dann geht es ausgeruht drinnen weiter. 

Am Abend wird im Garten gegossen. Da es seit drei Wochen nicht mehr geregnet hat, ist der Boden mittlerweile staubtrocken geworden. Früher hätte ich gejammert und mir Regen herbei gesehnt. Dank meiner inneren Ruhe, die ich wieder gewonnen habe, kann ich diese Situation gelassen hinnehmen.

Schließlich habe ich ein halbes Jahr lang auf solch ein sommerliches Wetter gewartet und nun ist es da und ich freue mich wirklich darüber.





Meine Ohrenentzündung ist endgültig ausgeheilt. Die Rotlichtlampe hat mir dabei geholfen und ich brauchte keine Medikamente. Seit es mir gesundheitlich besser geht, ist auch meine Kraft zurück gekommen. Seit einigen Tagen brauche ich die Rotlichtlampe nicht mehr. Stattdessen genieße ich den Sonnenschein im Gesicht und freue mich über die ruhigen Tage daheim.

Liebe Grüße von der Pfälzerin